Drucken
(KI-generiert: perplexity.ai)

Moodle ist in ganz schön vielen Institutionen in ganz schön vielen Ländern im Einsatz. Auch in Deutschland ist moodle das meistgenutzte Lernmanagementsystem an den Hochschulen. Zu den »niederen« Schulen gibt es keine genauen Zahlen, aber da viele Bundesländern ihren Schulen eine lokal umgelabelte Version von Moodle kostenlos zur Verfügung stellen, kann auch hier von großen Zahlen ausgegangen werden.

Trotz der weiten Verbreitung ist das System vielerorts unbeliebt. Das liegt zum einen sicher am nicht gerade sleeken Design, oft noch verschlimmbessert durch die lokalen Anpassungen. Das System ist auch ziemlich unbekannt, auch hier: noch verschlimmert durch das lokalpatriotische Umlabeln auf »Mebis«, »Schule@BW«, »Logineo LMS« etc. Es hat sicher auch etwas damit zu tun, dass das System den Schulen mehr oder weniger unvermittelt, ohne ernsthafte Schulung, vor die Füße gekippt wurde »nun digitalisiert mal schön!«.

Am letztgenannten Punkt etwas zu ändern hat sich Herausgeberin Tanja Kräwinkel aufgemacht, und zwar zusammen mit einer sehr großen Gruppe von Autor*innen. Das Buch entstand im Windschatten der Corona-Pandemie, die über Schulschließungen eine überstürzte Digitalisierung des Unterrichts erzwang. Viele der Autor*innen machen ihr damals gewonnenen Kenntnisse in Beiträgen zu Kräwinkels Buch zugänglich und nutzbar.

Das Buch steht unter einer CC-BY-SA Lizenz und kann z.B. bei Lehrerfortbildung BW kostenlos heruntergeladen werden.

Das Buch verspricht einen Fokus auf Praxisorientierung, und das heißt zunächst einmal: Der technische Vorspann (»Wie installiere ich Moodle?«) bleibt komplett außen vor, weil Lehrer*innen schon aus Datenschutzgründen keinesfalls mit einem privat gehosteten Moodle in den Unterricht gehen sollten. Es heißt auch, dass ein kleinschrittiges Abarbeiten an allen Menüpunkten und Einstelloptionen unterbleibt. Das ist nicht nur sehr langweiliger, weil außerhalb konkreter Kontexte nutzloser Stoff, es ist auch von Installation zu Installation leicht unterschiedlich. Die Autor*innen setzen voraus, dass die Leser*innen in der Lage sind, Knöpfchen und Hebelchen selber auszuprobieren bzw. die passenden zu finden - oder sich entsprechende Hilfe zu suchen, sei es bei Kolleg*innen oder im Netz. Selbst die Vorstellung aller verfügbaren Aktivitäten und Ressourcen, der Kernelemente eines jeden Moodle-Kurses unterbleibt. Auch dies vernünftig, weil sich auch hier die verfügbaren Optionen von Installation zu Installation und auch von Update zu Update unterscheiden.

Was hingegen im Zentrum steht, sind zwei (längenmäßig und inhaltlich) dominierende Kapitel, nämlich: »Lehr- und Unterrichtsgestaltung« sowie »Lernprozesse«. Das erstgenannte Kapitel ist mehr von der Lehrer*in her gedacht, das zweite mehr von den Schüler*innen her. Beiden gemein ist, dass sie pädagogisch-didaktische Überlegungen voraussetzen und anklingen lassen, aber nicht detailliert erläutern. Auf Basis dieser Überlegungen werden konkrete Elemente der Unterrichtsgestaltung mit Moodle vorgestellt; hierbei geht es dann auch technisch so weit ins Detail wie nötig. Die besprochenen Beispiele entstammen den verschiedensten Schulformen und kommen z.T. auch aus dem universitären Bereich. Manches kann man 1:1 verwenden, das meiste aber wird man anpassen müssen. Das ist aber kein Schaden: Man erhält einen schönen Werkzeugkoffer mit Best-Practice Beispielen, die zum Nachmachen anregen und Lust auf eigene Experimente machen.

Wer sich auf das Buch einlässt und die nötige Zeit investiert, wird feststellen: Nicht nur Moodle kann mehr, auch man selber kann mehr, als man denkt. Und was nicht kann, kann man lernen.

Kategorie: Bücher