android 1693794 640Neulich ist mir mein Tablet vom Pult gerutscht. Einmal nicht aufgepasst und an das Klassenbuch gekommen; das Klassenbuch zum Tablet verschoben, das Tablet erst vom Pult und dann das Display in tausend Scherben gesprungen. Aua, das tat weh.

Es tut nicht einfach nur weh, es wirft auch eine Vielzahl von Fragen auf und beantwortet sie teilweise direkt.

  1. Ein Backup oder eine sonstige Sicherungskopie der Daten sind lebenswichtig. Nach dem Pultsprung war mein Tablet unbedienbar geworden, weil das einzige Eingabegerät, der Touchscreen, gar keine oder völlig wirre Eingaben erkannte. Schlauerweise hatte ich kein Backup angelegt, sondern die Daten regelmäßig exportiert – denn was nützt ein Backup in einem Format, das nur die App auf dem zerstörten Tablet lesen kann?


    Ein weiterer nicht ganz unwichtiger Aspekt: Das Sichten und Organisieren der exportierten Daten kostet viel Zeit. Ich war mehrere Tage nicht auskunftsfähig über Leistungsstände, weil ich erst Tabellen erstellen und sortieren musste. Sowas kann gegen Schuljahresende viel Stress verursachen.

  2. Es ist das seltene Privileg von Lehrer*innen, ihre Arbeitsmittel nicht nur selber anschaffen und warten zu dürfen, sondern auch für alle mit ihrem Einsatz verbundenen Risiken allein haftbar zu sein. Der Vorteil ist, dass ich mit dem Gerät und dem System arbeiten darf, das mir zusagt (und nicht etwa irgendeiner Systemadministrator*in). Der Nachteil ist, dass es finanziell günstiger ist, sich bei der Arbeit das Bein zu brechen (Arbeitsunfall!) als das Tablet zu zerbrechen (eigenes Risiko). Ich bin trotzdem dankbar, dass es in meinem Fall nur ein Ding erwischt hat.

  3. Die Zerstörung meines Gerätes habe ich (zum Glück!) ganz alleine geschafft. Was wäre aber gewesen, wenn eine Schüler*in gegen Pult und Tablet gestoßen wäre? Bis zu welcher Summe deckt die Haftpflicht (so vorhanden) eigentlich Schäden am Arbeitskrimskrams der Lehrer*innen?

  4. Unsere Fachschaft Englisch geht mit der Zeit: Statt CDs und Ordner mit OHP-Folien arbeiten wir mit einer App bzw. einem Onlinezugang, der alle Materialien in Tablet, PC, oder Laptop zur Verfügung stellt und z.B. über einen in der Klasse installierten Monitor abspielt. Das funktioniert prächtig und erspart das Hantieren mit Unmengen von CDs. Ohne Tablet wird es allerdings eng, weil man keine Kopien auf Stick oder CD ziehen kann.

  5. 697671 web R by www.dasdenkeichduesseldorf.wordpress.com pixelio.deDatenschutz wird – zu Recht – immer wichtiger. Mit Logineo wird für Schulen in NRW auch eine neue Verpflichtungserklärung eingeführt, ohne die Schüler*innendaten auf privaten Geräten, z.B. Tablets nicht mehr verarbeitet werden dürfen. Das Schulministerium rühmt sich, mit dieser neuen Verpflichtungserklärung rechtliche Unklarheiten beseitigt zu haben. Das ist zutreffend, allerdings werden Unklarheiten fast ausnahmslos dadurch beseitigt, dass in Ermessensfragen und Graubereichen immer die schärfstmögliche Auslegung für verbindlich erklärt wird. U.a. dürfen nur Geräte mit einem aktuellen Betriebssystem verwendet werden. Mein altes Tablet, das ich so gut fand, dass ich es glatt noch einmal gekauft hätte, ist schon zwei Jahre nach dem Erscheinen nicht mehr erhältlich und wird auch nicht mehr mit Updates versorgt. In anderen Worten: Die Gesetzeslage kann es erforderlich machen, schon nach sehr kurzer Zeit auf eigene Kosten ein eigentlich noch gutes Gerät zu ersetzen, weil es nicht mehr mit Updates versorgt wird.

  6. In der recht kurzen Periode des paperbased teaching hat sich erneut gezeigt, dass ein Tablet eine der wenigen Möglichkeiten ist, auf dem Gebiet der Verwaltungspflichten Zeit zu sparen. Es macht eben schon einen Unterschied, ob ich mehrere parallele Listen im Computer verwalte oder ob ich mit Papierlisten hantiere. Und hier spreche ich nur über das Erstellen der Listen. Wenn die Listen später gelesen und interpretiert werden wollen, ist die digitale Liste schön sortiert, jeder Eintrag mit einem Datumsstempel versehen und die Liste vor allem immer dort, wo sie hingehört, nicht in irgendwelchen Ritzen oder Mappen oder Taschen, wo man sie ganz bestimmt nur bis zum nächsten großen Aufräumen hingepackt hat.

Das Fazit aus der Aktion? Tablets erleichtern das Lehrer*innenleben erheblich. Das spürt man am eindringlichsten dann, wenn es plötzlich nicht mehr da ist. Natürlich kann man auch ohne unterrichten – aber dann kann man in der gleichen Zeit erheblich weniger dokumentieren und kommunizieren als mit. Das Tablet ist also eine Möglichkeit, mit vergleichsweise geringem finanziellen Einsatz (der Vergleichswert hier ist ein deutliches Plus an Lehrer*innenstunden) ein deutliches Plus für Schüler*innen, Eltern, Kollleg*innen und auch die eigene Rechtssicherheit zu produzieren. Und jetzt einmal ganz ehrlich: Wir reden hier nicht von luxuriösen Sonderwünschen, in Marketing-Speech »nice-to-haves«, sondern wir reden von dem, was heute erwartet wird. Und zwar nicht zuletzt von Bezirksregierung und Schulministerium. Höchste Zeit also, dass diejenigen, die die Planziele für Lehrer*innen in den letzten Jahren kontinuierlich in die Höhe geschraubt haben, jetzt ihrer Verantwortung nachkommen, ihre Beschäftigten mit den dafür erforderlichen Geräten auszustatten.

(c) Bilder: gfkDSGN/pixabay (oben, CC0) und www.dasdenkeichduesseldorf.wordpress.com / pixelio.de (unten)

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