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Gödel, Escher Bach von Douglas Hofstadter
Ende der 1970er-, Anfang der 1980erjahren war dieses Buch, das irgendwo zwischen Philosophie, Mathematik, Informatik und Biologie – oder besser: in allen vier Bereichen gleichzeitig – verortet werden kann, ein echter Geheimtipp. Obwohl der Autor durchaus fleißig weiterpubliziert, gelehrt und geforscht hat, ist es aber mittlerweile recht still um ihn geworden.
Im Grunde geht es Hofstadter um Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, AI), d.h. um die Frage ob und ggf. wie Computer eine Intelligenz entwickeln können, die der menschlichen ähnlich ist. Um diese Frage zu beantworten, muss man natürlich klären, was Intelligenz überhaupt ausmacht und wie man sie misst oder nachweist. Und sicher wäre es auch nützlich zu wissen, wie und wo die Intelligenz ihren Platz und Menschen hat und natürlich wie sie sich im Verlauf der Evolution entwickelt hat.
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- Geschrieben von Thorsten
- Kategorie: Bücher
Das Erste Testament von Erich Zenger
Back in the 90s setzte der renommierte katholische Alttestamentler Erich Zenger sich dafür ein, dem Alten Testament, der Geschichte Gottes mit seinem auserwählten Volk Israel, auch innerhalb der katholischen Kirche die ihm zustehende Bedeutung zuzugestehen. Er strebte daher unter anderem eine Abkehr vom als erniedrigend befundenen Namen Altes Testament an und diskutierte verschiedene weniger abwertende Bezeichnungen, z.B. Erstes Testament, das es dann auch auf in den Buchtitel geschafft hat. Das ist einerseits ein bisschen egoistisch, letztlich setzte er sich ja für eine Aufwertung seines eigenen Forschungsgebietes ein. Es bestand aber andererseits ein echter Bedarf für diese Intervention. Zenger zitiert in seinem Buch zahlreiche, teilweise haarsträubende Texte seiner Kollegen, die bis in die 80erjahre hinein das Alte Testament als bloßes Anhängsel, quasi als nachgeschobenes Prequel des Neuen Testaments verstehen und es damit dem Neuen Testament unterordnen. Selbst Joseph Ratzinger wird von Zenger mehrfach des Irrglaubens bezichtigt – das ist durchaus pikant, weil jener in den 90ern zwar noch nicht Papst, aber immerhin bereits Präfekt der Glaubenskongregation war.
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- Geschrieben von Thorsten
- Kategorie: Bücher
Dertig Dagen van Annelies Verbeke
Alphonse ist Maler und renoviert in der belgischen Provinz Küchen, Wohnzimmer und Gästezimmer von mehr oder weniger skurrilen Kund*innen. Er ist eindeutig die Hauptfigur in Annelies Verbekes Roman, allerdings gibt es so gut wie keine ernsthafte Handlung, in der er aktiv wäre. Klar, er geht seiner Arbeit nach, er verbringt Zeit mit seiner Freundin oder Freunden und manchmal geht er auch essen. Aber das alles ist eigentlich nicht der Rede wert. Trotz seiner Passivität steht er in der Tat im Zentrum der Handlung(en), nur dass es eben die Handlungen anderer sind. Alphonse ist gut im Zuhören und Beobachten, und so nimmt die Leser*in - vermittelt durch Alphonse - an einer ganzen Reihe kleiner und etwas größerer Dramen vornehmlich unter und um Alphonses Kundschaft teil.
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- Geschrieben von Thorsten
- Kategorie: Bücher
Freie Materialien für den Unterricht
Materialien aus verschiedenen Quellen zusammenstellen, mixen, abändern ...und daraus dann ein prima Arbeitsblatt für den Unterricht machen. Geht am Computer alles ganz einfach, hat aber einen Haken: Das Copyright. Vieles ist nicht erlaubt, und selbst wenn es erlaubt ist, Inhalte aus Schulbüchern zu nutzen, dürfen diese Inhalte nicht in Lernplattformen eingestellt werden (das ist übrigens eine der komischsten Regelungen im »Kopiervertrag«: digitale Kopie per Mail: ja – passwortgeschützt in Lernplattform: nein).
Abhilfe schaffen open educational resources (OER) bzw. andere Materialien unter Creative Commons Lizenzen. Und wo findet man die? Eine schöne Liste gibt es in Freie Unterrichtsmaterialien von Jöran Muuß-Merholz. Das Werk steht selbst unter einer CC BY-SA Lizenz, weshalb ich die Liste in veränderter (stark gekürzter) Form hier veröffentliche und diesen Beitrag selber unter die CC BY-SA Lizenz stelle (-n muss).
Obacht aber: Niemand garantiert natürlich, dass nicht jemand, der selber die Rechte an einem Werk besitzt, dieses irrtümlich oder böswillig unter einer CC-Lizenz weiter verbreitet. Dann steckt man leider in juristischen Problemen.
Wer? | Was? | Wo? | Wie? |
Pixabay | komplett freie Fotos (CC 0) | https://pixabay.com/de/ | CC0 |
CC Mixter | z.T (!) freie Musik | http://dig.ccmixter.org/ | versch. |
Project Gutenberg | freie Texte, v.a. literarisch | https://www.projekt-gutenberg.org/ | CC0 |
OpenStreetMap | freie Karten; leider etwas schwierig zu nutzen | https://www.openstreetmap.org/#map=6/51.330/10.453 | versch. |
learn:line NRW | Linkliste auf online Materialien und ...auf weitere Linklisten | http://www.learnline.schulministerium.nrw.de/ | versch |
ZUM-wiki | der Dinosaurier unter den Materialsammlungen. Wo viel Licht, da auch viel Schatten. | https://wiki.zum.de/wiki/Hauptseite | CC BY-SA |
rpi virtuell | Materialien für den RU | https://material.rpi-virtuell.de/ |
versch. |
Außerdem:
ZUMpad – freie Etherpads der ZUM; kollaboratives Schreiben übers Web.
LearningApps.org – kleine Quizzartige Aufgaben / Übungen im Netz erstellen, die dann auch im Netz, also anonym (mehr oder weniger) abgerufen und bearbeitet werden können.
LearnEnglishTeens – Seite des British Council, u.a. mit vielen Lernvideos. Allerdings keine CC-Lizenz, Verlinkung z.B. in Moodle scheint aber ok.
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- Geschrieben von Thorsten
- Kategorie: Schule, Pädagogik usw.
Chaos in Joomla Blogansicht aufräumen
Joomla ist ein tolles System, das außer für meine private Homepage auch für sehr viel größere Seiten z.B. schwedischer Möbelhäuser zum Einsatz kommt. Es muss also eine ganze Menge Hirnschmalz hineingeflossen sein und man kann von einer beträchtlichen Verlässlichkeit ausgehen. Und doch hakt es manchmal auch in Joomla, nämlich... Das ist jetzt schwer zu erklären, aber leicht zu sehen - daher ein Bild:
Beitrag (1) wird genau so, wie gewünscht dargestellt. Aber die Überschrift von Beitrag (2) wird noch rasch neben das Bild von Beitrag (1) gequetscht einfach, weil da noch Platz ist, der Text von (1) ist halt etwas kurz. Das ergibt keinen Sinn, es retett nicht einmal Bäume, und es sieht richtig blöde aus.
Abhilfe ist zum Glück recht einfach: im »Inspektor« von Firefox ([Ctrl][Shift][C]) die Überschrift (egal ob von (1) oder (2) markieren und so herausfinden, mit welcher Klasse sie formatiert ist und an welcher Stelle in der template.css diese Klasse definiert wird. Dann muss dieser Definition in der template.css nur noch die Folgende Angabe zugefügt werden, und alles sieht aus, wie es soll:
clear:both;
Bravo, Joomla!
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- Geschrieben von Thorsten
- Kategorie: Computer etc.
Hilfsangebote nicht nur in Zeiten der Corona-Krise
Schule in Zeiten der Corona-Krise bedeutet Fernunterricht, und das wiederum bedeutet: Schule muss zusehends digital werden, was bislang ja − nicht von den Lehrer*innen! − verschlafen wurde. Nun also ist es eilig und das Ministerium möchte helfen. Das ist sehr nett, irgendwie auch hilfreich, und ganz selbstverständlich möchte ich gerade jetzt nicht meckern, aaaaber: Es zeigt sich auch in diesen leider nur schwer nutzbaren Hilfsangeboten ein grundsätzliches Problem, an dem es bislang und immer noch hakt(e). Die unglaubliche Zerfaserung und Verstreutheit von Hilfsangeboten verunmöglicht, was jetzt am dringendsten wäre, nämlich: einen umfassenden Überblick über vorhandene und nutzbare digitale Resourcen zu gewinnen.
Beispiel gefällig? Das Schulministerium verschickt regelmäßig Schulmails an Schulen (nicht Lehrer*innen, die müssen sie sich auf der Homepage selber heraussuchen). In der 9. Schulmail 2020 gibt es einen Link auf Fachliche Unterstützungsangebote, ein pdf. Wer das pdf öffnet, findet dort u.a. eine Liste mit online Lern- und Übungsmaterialien, die überwiegend wiederum auf Portale verweisen. Das erste ist das am Ministerium selbst angesiedelte learn:line.nrw (wieso eigentlich gibt es hier kein https?). Dort gibt es einen Bereich »Neueste Materialien«, und von dort kann man Materialien suchen, die in einer üblichen Liste angezeigt werden. Ein Klick auf das Material ...öffnet nicht etwa das Material bzw. die Resource selbst, sondern eine Detailansicht. Erst von dort kann man sich zum eigentlichen Angeboten weiterklicken. Bis man dort ist, ist man also 4 Links gefolgt und hat gerade mal einen Punkt aus dem pdf gesichtet.
Wer den Gang der Dinge etwas beschleunigen möchte, täte sicher gut daran, die Materialsammlungen etwas geordneter und kompakter zu strukturieren. Wirklich hilfreich wäre eine zentrale, nach Fächern sgeordnete und kuratierte und kommentierte Sammlung von Resourcen, in der möglichst auch auf Fragen des Datenschutz eingegangen werden sollte (dazu hoffentlich bald mehr). Lustige Sammlungen von Portalen, die sich alle auch noch gegenseitig verlinken, haben wir bereits genug.
(c) Foto: Free-Photos / pixabay.com
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- Geschrieben von Thorsten
- Kategorie: Schule, Pädagogik usw.
Kennis van die Aand deur André Brink
Afrikaanssprachige Literatur ist ein recht übersichtliches und zudem noch weitestgehend abgeschlossenes Sammelgebiet: Vor dem 20. Jahrhundert war Afrikaans als Schriftsprache noch nicht existent, nach dem Ende der Apartheid 1994 ließ und lässt die Bedeutung des Afrikaans – nach einem kurzen Strohfeuer von Aufarbeitungs-Literatur – rasch nach. Nennenswerte Literatur gibt es also nur aus dem 20. Jahrhundert. Trotz dieser besonderen Rahmenbedingungen hat auch die afrikaanse Literatur den einen oder anderen Autor von Weltrang hervorgebracht. Der eine ist Breyten Breytenbach, der andere André Brink.
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- Kategorie: Bücher
Je hebt wél iets te verbergen von M. Martijn und D. Tokmetzis
Jaaaaa, der Datenschutz. Alle sind irgendwie dafür, aber irgendwie weiß auch kaum jemand, wofür er eigentlich gut sein soll.
Die niederländischen Journalisten Maurits Martijn und Dimitri Tokmetzis haben sich über Jahre mit dem Thema beschäftigt und ihre Erkenntnisse nicht nur in regelmäßigen Artikeln in der Onlinezeitung Correspondent (übrigens ein sehr spannendes, mitgliederfinanziertes Projekt alternativen, nämlich soliden, Journalismus), sondern eben auch in einem ganz klassischen, analogen Buch veröffentlicht.
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- Geschrieben von Thorsten
- Kategorie: Bücher
Legitime Israelkritik?
Selbstverständlich ist es legitim, die Politik des israelischen Staates zu kritisieren. Und in der Tat, es gibt da durchaus einiges zu kritisieren. Die bislang amtierende Koalitionsregierung unter Benjamin Netanjahu ist – vorsichtig formuliert – rechtskonservativ mit nationalistischem Einschlag, mit allen unangenehmen und unappetitlichen Konsequenzen daraus.
Erstaunlich ist allerdings, dass ausgerechnet die deutsche Linke einen richtigen Israelfimmel hat und offenbar kein Land inbrünstiger und ausdauernder kritisiert als ausgerechnet Israel. Belgienkritik? Türkeikritik? Österreichkritik? Alles nicht die Baustellen der Deutschen, obwohl es in der Türkei und in Österreich sicher einiges zu kritisieren gäbe.
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- Geschrieben von Thorsten
- Kategorie: Politisches
LearningApps. ORG!
Nur eine kleine Erinnerung für mich: Die sehr empfehlenswerten LearningApps finden sich unter .org, nicht etwa .de, .net, oder anderen Schnickschnack.
Einerseits eine wirklich einfache und, je nach Einsatz, datenschutzkonforme Methode, selber Inhalte zu gamifizieren. Andererseits auch eine schöne Methode, Schüler*innen ihr Wissen reorganisieren und sich mit Mitschüler*innen messen zu lassen.
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- Geschrieben von Thorsten
- Kategorie: Software für Schule und LehrerInnen
Es gibt keine dummen Fragen, aber schon dummer Zeitungen
»Wie habe ich bloß meine Kindheit überlebt?« schlagzeilt die Welt am Sonntag auf ihrer heutigen Titelseite. Die lese ich übrigens selbstverständlich nicht, weil ich die Zeitung gekauft hätte (ich bin ja nicht blöd), sondern weil sie mir in der sonntäglichen Bäckerwarteschlange unter die Augen fällt.
Ein kurzer Blick auf die ersten paar Zeilen verrät, worum es dem Autor Reinhard Mohr geht:
Einerseits natürlich das Gejammer der Alten, man habe früher nicht so viel gejammert, sondern einfach eingesteckt und sei stärker geworden. Profitipp: Einfach noch stärker werden, ganz, ganz stark, und dann: seinen Jammer über den Wandel der Zeiten nicht in die Zeitung jammern.
Und dann: früher war alles viel gefährlicher, es gab kaum Gesetze zur Luftreinhaltung, zur Sicherheit im Straßenverkehr, gegen Umweltverschmutzung – und doch hat der Autor, nein nicht nur er: haben »wir« überlebt. Das kann doch eigentlich gar nicht sein, und das beschäftigt ihn natürlich.
Sollte also all das Sicherheits- und Gesundheitsdenken völlig überflüssig sein? Wenn man auch ohne überleben kann?
Schöner Gedanke, aber eben auch ein ziemlich dummer, wie ein ganz kurzer Blick z.B. in die Wikipedia belegt. Die Grafik zeigt die Entwicklung der Kindersterblichkeit nach Geburtsjahrgängen. Kindersterblichkeit ist hier als Sterbefälle pro 1000 Kinder innerhalb der ersten fünf Lebensjahre definiert.
Wie man sieht: »damals«, in den 50ern, lag die Kindersterblichkeit bei über 50 je 1000 Kindern, in anderen Worten: mehr als 5% der Kinder starben vor dem 5. Geburtstag. Heute, mit all dem Sicherheits- und Gesundheitsgedöns, liegen wir bei unter einem halben Prozent.
Aber die 5% Kinder, die früher mal eben vor Beginn der Schulpflicht gestorben sind, schreiben natürlich keine Zeitungsartikel, in denen sie Herrn Mohr folgende Grundregel der Statistik erklären: Wenn 1000 Lemminge eine Klippe herunterspringen, dann darf man nicht die Überlebenden fragen, ob das eine gefährliche Aktion war – man sollte vielleicht auch mal fragen, wer den Sprung alles nicht überlebt hat.
Was mich eigentlich viel mehr interessiert hätte, aber da ist leider die Paywall vor: »Wie intelligent Katzen wirklich sind« (Bild am Sonntag).
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- Geschrieben von Thorsten
- Kategorie: Privates
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