FSU E geht ins Netz

Ausgabe 128 des Fremdsprachlichen Unterricht Englisch: Webtools

Ferienzeit ist immer Lesezeit, und in diesen Osterferien habe ich mich meines Berges ungelesener Fachzeitschriften angenommen. Mit besonderem Interesse habe ich mich dabei über die Nummer 128 des Fremdsprachlichen Unterrichts: Englisch hergemacht, die sich dem Unterrichten mit Webtools widmet.

Eine gewisse Enttäuschung hätte eigentlich gar nicht überraschen müssen: Wenn die Redaktion von Webtools spricht, so meint sie das ernst. Mein persönliches Lieblingsprojekt Moodle ist im engeren Sinne natürlich kein Tool und findet in der Zeitschrift daher leider keine Erwähnung. Ernüchterung dann leider auch bei den Webtools im eigentlichen Sinne: Viele sind eigentlich kommerziell, d.h. sie bedürfen der Anmeldung, sind mit Einschränkungen versehen (z.B. können Ergebnisse regelmäßig nicht heruntergeladen und so gesichert werden) oder es ist unklar, wie lange die Seiten verfügbar bleiben und wieviel und welche Werbung dort eingeblendet wird. All dies sind meines Erachtens Ausschlusskriterien für einen Einsatz in der Schule.

Trotzdem, vor allem zur gelegentlichen Weiterverwendung, habe ich mir die meisten der vorgeschlagenen Tools angesehen:

Wordsift

Erstellt eine Wordcloud aus beliebigen Texten – zusätzliche Funktionen stellen Beziehungen zwischen den Wörtern aus dem eigenen Text und einem englischen Korpus her. Für nicht-englische Texte daher weniger geeignet.

VocabGrabber

Ähnlich wie Wordsift, etwas aufgeräumter, möchte aber für die komplexeren Funktionen einen Login.

Wordle

wordleÄhnlich wie die vorherigen Kandidaten, hat aber den Vorteil, werbefrei und kostenlos zu sein, keinen Login vorauszusetzen und außerdem die mit Abstand hübscheren Wordwebs zu bieten. Viele Möglichkeiten zur optischen Gestaltung, aber leider keine Verknüpfung mit Thesauri o.ä.

Tagxedo

Noch ein Wordwebber – setzt aber Plugins voraus, die für Linux (offenbar) nicht verfügbar sind.

Popplet

"A tool to capture and organize your ideas" – verlangt das Anlegen eines Accounts und behält sich vor, die Mailadresse zu Werbezwecken weiterzugeben.

Edupad und Titanpad

edupadKollaboratives Schreiben von bis zu 8 unterscheidbaren Personen. Keine Anmeldung, keine Passwörter; die Privatsphäre ist begrenzt und wird nur über kryptische Links gewährleistet, dafür werden aber auch keine persönlichen Daten eingesammelt.

Markup

Zur Zeit out of business, neue Version für 2014 angekündigt.

Crocodoc

"Contact our Sales Team"

CuePrompter

Ein online Teleprompter. Scheint mir für den Einsatz im Unterricht entbehrlich.

CaptionTube, Overstream

Programm, mit dem YouTube-Videos untertitelt werden können. Auch hier erscheint mir ein Unterrichtseinsatz nur schwer vorstellbar, außerdem würde ich wenn möglich eher opensource Standalone-Programme bevorzugen, z.B. Aegisub.

Voki

Eigentlich eine nette Idee, um eine Präsentation o.ä. aufzupeppen: Einen Avatar erschaffen, der dann Texte vorlesen kann. Andererseits: Die im Unterricht anzustrebende Kompetenz ist ja wohl eher die Fähigkeit, selber Texte vortragen zu können. Zudem ist Voki ein weiterer Dienst, der zur Registrierung zwingt, sich die Rechte an allen Inhalten sichert und evt. Werbung einblendet/mailt.

Alles in allem eine hübsche Spielerei – aber wir sind ja nicht zum Spielen in der Schule.

Audioboo

Online-Service zur Erstellung von Podcasts. Verlangt Registrierung, hat freundlich klingende terms of use, die aber dennoch darauf hinauslaufen, dass die erstellten Podcasts u.U. unbefristet online und damit öffentlich bleiben – das ist eigentlich eine nette Idee und irgendwie bestimmt auch der Sinn dieses Dienstes, aber für schulische Inhalte sicher nicht die beste Plattform. Der Webdienst bietet mit Ausnahme der Veröffentlichung weniger Optionen als etwa das freie Audioprogramm Audacity. Basiskompetenzen im Umgang mit Audio-Software wie Audacity machen sich zudem gut in jedem Curriculum, Portfolio oder Lebenslauf.

Ein viel, viel, vielversprechender Nutzen von Audioboo hingegen: die dort reichlich vorhandenen Podcasts anderer NutzerInnen sichten und im Unterricht einsetzen.

Mailvu

Ein kostenpflichtiger Service, der im Prinzip nichts anderes macht, als mit der Webcam aufgenommene Videos zu speichern, ggf. zu versenden und zu einem festgelegten Termin wieder zu löschen.

Spreaker

Ein weiteres Onlinetool zur Erstellung und Veröffentlichung von Podcasts. Die bei der obligatorischen Registrierung eingetragene Mailadresse kann zu Werbezwecken genutzt werden, mit Ausnahme der IPad/IPhone-App, die immerhin ein Mischpult und Audioeffekte zur Verfügung stellt, scheint der Service nicht viel mehr als ein schlichtes Aufnahmeprogramm zu bieten.

Prezi

Ein mittlerweile recht bekanntes Tool für "bessere Präsentationen" als sie z.B. Powerpoint bietet. "Besser" heißt hier natürlich spektakulärer, und schon Powerpoint-Präsentationen sollen ja weniger einprägsam und nachhaltig als konventionelle Vorträge sein. Mit Prezi sieht es bestimmt eher noch schlimmer aus.

Die terms of use für den Gratisaccount sehen vor, dass alle Präsentationen öffentlich sind, es müssen Name und Mailadresse angegeben werden und ich würde fast wetten, dass die Daten an die werbewillige Wirtschaft weitergereicht werden.

Auch hier eine nette Spielerei, aber die zu erwerbenden Kompetenzen im Umgang mit einem eher exotischen, lustigen, aber nicht zweckdienlichen Webtool rechtfertigen nicht die leichtfertige Verschwendung meiner Unterrichts- und Arbeitszeit.

Slidesnack

"Online Presentation Sharing". Dafür muss ich mich bzw. meine SchülerInnen nicht in die Hände eines kommerziellen Dienstes begeben.

Slideshare

Wie oben, allerdings mit einem Archiv öffentlicher Präsentationen, die sich für den Unterricht evt. nutzen lassen.

Flipsnack

PDF2Flash-Tool ...wenn ich PDF habe, reicht mir das eigentlich. Zumal es zwar eine Gratis education Variante gibt, die aber nur 10 SchülerInnen-Accounts bietet. Alles, was mehr kann, kostet, und teilweise nicht zu knapp.

Little Bird Tales

Ein Tool, das einen einfachen Bild-/Texteditor mit der Möglichkeit der Tonaufnahme verbindet und so simple Zeichentrickfilme erstellt. Eine weitere gute Idee, aber die erforderliche Anmeldung und die doch sehr schlichten Werkzeuge lassen die Brauchbarkeit fraglich erscheinen.

Storybird

Ähnlich Little Bird Tales, aber mit etwas ausgefeilteren Tools und etwas netteren Terms of Use – die die LehrerIn möglicherweise mit Werbemails belästigen, aber offenbar die SchülerInnen verschonen. Bis zu 35 SchülerInnen sind kostenlos, ob ich die anschließend löschen und dann eine neue Klasse anlegen kann, ist nicht richtig klar.

Photosnack

"Free Photo Slideshow Maker" – tut, was der Name sagt: Photo Slideshows erstellen, ggf. mit eigener Musik hinterlegen. Login mit dem Facebook, Twitter-, etc.-Account (was wahrscheinlich bedeutet, dass alle dort hinterlegten Daten an Photosnack weitergegeben werden). In der gratis-Version können die erstellten Slideshows nur eingebettet, aber nicht heruntergeladen werden.

Glogster

Eine Bezahlplattform, auf der SchülerInnen multimedia-Dokumente (Texte, Bilder, Audiodateien, Videos) erzeugen und natürlich ansehen können.

Bannersnack

Ähnlich wie Photosnack, allerdings für mich persönlich erheblich interessanter: eine Site, die online-Tools für die einfache Erstellung von Flash-Verbe-Videos zur Verfügung stellt und sich um die optimale Platzierung der Videos kümmert.

Login ebenfalls über verschiedene gängige Netzwerke, wie bei Photosnack gibt es keine (auffindbaren) terms-of-use. Das, und natürlich die Tatsache dass eigentlich Werbetreibende die Hauptzielgruppe sind, macht mich sehr skeptisch.

SignGenerator

Eine gigantische Sammlung freier und kostenloser Onlinetools, die im Prinzip nichts anderes tun, als frei konfigurierbaren Text in eine Vorlage (Straßenschild, Buch, ...) einzufügen. Datenschutzmäßig völlig unbedenklich, der unterrichtliche Nutzen erschließt sich mir aber auch nicht. Nette Spielerei.

Tripline

Ein Tool, das online-Karten mit Fotos und Texten verbindet. Natürlich ist auch hier eine Anmeldung erforderlich, allerdings sind die terms of use und die privacy policy einigermaßen nett, insbesondere gibt es ein opt-out für Reklamemails.

Der unterrichtliche Nutzen (Landeskunde!) ist zwar offensichtlich, es stellt sich aber die Frage, in welchem Verhältnis der Nutzen (eindrucksvolle Präsentation eines Landes/einer Region) zum Aufwand (Einarbeitung in die Plattform) steht.

Toondoo

Online Comics erstellen. Unterrichtlicher Nutzen ist erkennbar, die privacy policy ist zwiespältig: Es besteht die Option, aus Reklamemails auszuopten, aber die Menge der gesammelten Daten ist hoch und ihr Nutzen nicht recht erkennbar, wenn sie nicht zu Werbezwecken genutzt wird. Jeder mit Toondoo erstellte Cartoon kann in andere Websites eingebettet werden, muss dann aber einen "prominenten" Backlink tragen.

Es gibt einen speziellen Schulaccount, der aber nicht gratis ist.

Go!Animate

Ein weiteres Tool zum erstellen von Flashvideos, das sich ebenfalls vor allem an die Werbeindustrie wendet. Schullizenzen sind drastisch reduziert – also nicht gratis.

Snackwebsites

Kostenloses Onlinetool zur Erstellung von Websites mittels relativ einfacher Templates. Die FAQ lesen sich recht freundlich, aber es finden sich weder terms of use noch eine privacy policy.

Penzu

Ein online-Tagebuch, das es auch in einer Gratisversion gibt. Natürlich ist eine Registrierung erforderlich, es besteht die Möglichkeit des Opt Outs von Werbemails.

Padlet

Eine Art virtuelle Wandzeitung oder Poster für das Internet. Identifizierung allein über die kryptische URL, es ist also alles öffentlich, aber da keine Registrierung erforderlich ist, werden auch keine personenbezogenen Daten erhoben.

Pollsnack

Noch so ein Snack. Online Umfragetool, der unterrichtliche Nutzen ist also deutlich erkennbar. Terms of use und privacy policy sehen aber google-Ads inklusive der damit verbundenen Datensammlung vor und sichern sich auch schon vorsorglich das Recht, die erhobenen persönlichen Daten später einmal verkaufen zu können.

Edmodo

Eine Lernumgebung im Web, die (in der Basisvariante) kostenlos ist, offenbar (ich habe nur den Imagefilm gesehen) ungefähr wie moodle fuktioniert, aber optisch facebook zum Verwechseln ähnlich sieht und dadurch angeblich konstante Aufmerksamkeit und Begeisterung der SchülerInnen garantiert.

Die terms of use und privacy policy sehen (noch) ok aus: SchülerInnen werden nicht mit Werbung zugemüllt, was impliziert, dass LehrerInnen sehr wohl belästigt werden.

TodaysMeet

Ein online-Chat, der genau so einfach ist, wie er eigentlich sein sollte: Man gibt seinem Chat einen Namen, setzt ein Verfallsdatum. Man selber und alle weiteren TeilnehmerInnen geben sich einen Namen, und schon kann gechattet werden. Keine Anmeldung, keine Erhebung persönlicher Daten, also auch kein Datenschutzproblem. Bei meinem Probelauf gab es auch keine Werbung, das kann aber natürlich auch am Werbeblocker gelegen haben.

LearningApps

Eine auf Opensource basierende Website, die aus einem Projekt der PH Bern hervorgegangen ist und die Erstellung von Online-Aufgaben unterschiedlicher Art ermöglicht. Die Rubrik "Rechtliches" ist erfreulich kurz und besagt im Wesentlichen nur, dass die Daten gut geschützt werden. Eine Anmeldung ist natürlich auch hier erforderlich, wenn man seine Lernspiele abspeichern möchte.

ClassTools

Ähnlich wie LearningApps, wirkt aber etwas überladener und weniger durchdacht, außerdem werbefinanziert. Anmeldung offenbar nicht erforderlich.

Quietube

VIdeos ohne "Comments and Crap" als Browserplugin, ohne Anmeldung, aber offenbar werbefinanziert.

Blubbr

Tool, das Fragespiele in Youtubevideos einbettet. Erfordert Anmeldung, werbefinanziert, Spam-Alarm.

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