Der zweite Band von Anders’ Hauptwerk ist ein ausgeprägtes Sammelsurium – das zwar deutlich nach dem ersten Band erschien, aber zum Teil schon damals sehr alte Artikel aus den 50er- und 60erjahren versammelt. Entsprechend ist die Qualität mal so, mal so.

Der rote Faden, der diesen Band zusammenhält, ist, dass jeder einzelne Aufsatz einem speziellen Aspekt der Antiquiertheit des Menschen gewidmet ist. Manche Aufsätze sind eher Überlegungen oder Beobachtungen, kaum mehr als hübsch ausgebaute und eingepackte Aphorismen, während andere eine argumentative Struktur und Richtung aufweisen.

Anders selbst ist sich bewusst und stolz darauf, dass seine Philosophie keineswegs ein System darstellt und auch die einzelnen Aufsätze nicht unbedingt einer inneren Systematik folgen. Das hat einerseits seinen Charme, andererseits ist es etwas mühsam, entscheidende und gültige Stücke seiner Betrachtungen zu identifizieren; sie verstecken sich nämlich zwischen vielen irrelevanten oder auch einfach nicht schlüssigen Überlegungen. Dass Anders auf Literaturhinweise verzichtet und offenbar aus dem Gedächtnis, nämlich falsch, zitiert (»Opium für das Volk«) macht die Sache nicht einfacher; wie schon im ersten Band habe ich außerdem den Eindruck, dass einige seiner angeblich echten Beobachtungen verdächtig gut in seine Argumentation passen.

Seine Hauptthese hat sich seit dem ersten Band erwartungsgemäß nicht verändert: Der Mensch ist geistig, psychisch, sozial, etc. den Maschinen und Strukturen, die er schafft, nicht gewachsen. Die daraus resultierenden Probleme werden gerne als Technikfeindlichkeit beiseitegewischt, sollten aber ernst genommen werden. Was seinerzeit für Atomwaffen und -kraftwerke galt, gilt heute immer noch. Und was seinerzeit für automatisierte Fertigungen galt, gilt heute auch für Computernetzwerke.

Ein guter Text, um sich zu weiterem Nachdenken anregen zu lassen, und das ist ja schon mal besser als nichts.