Poesie schätze ich ja eigentlich nicht so sehr, schon gar nicht in ganzen Bänden. Andererseits ist Breytenbach ja mein Lieblingsautor, und zwar gerade wegen seiner auch in Prosa sehr poetischen Sprache, die vor allem mit bizarren und starken Bildern glänzt.
De ongedanste dans ist, um es gleich vorweg zu sagen, für mich eine Enttäuschung. Dieser Band ins Niederländische übersetzter Gefängnispoesie fällt durch seine größtenteils ganz und gar unpoetische Sprache auf. Die Themen sind weit weniger dunkel als in Mouroir, aber trotzdem (mir) nicht zugänglich. Die stellenweise schlampige Übersetzung und das lieblose Layout mögen das ihre beitragen, aber ich bezweifle, dass die afrikaanse oder englische Version erheblich besser ist.
Bemerkenswert ist trotzdem der Entstehungskontext des Bandes: Die Gedichte sind sämtlich im Gefängnis entstanden. Breytenbach, der wegen seiner ideologischen Vergehen (»Terrorismus«, also Bekämpfung der Apartheid) einsaß, erhielt von der Regierung die Erlaubnis, im Gefängnis zu schreiben und anschließend zu veröffentlichen. Was paradoxal anmutet, verdankt sich der immensen Bedeutung Breytenbachs für die afrikaanse Sprache. Auch widerständische Schriftstellerei in Afrikaans diente (in den Augen des Regimes, und womöglich hatte es da Recht) der Stabilisierung des afrikaansen Nationalismus und seiner politischen Ideologie, der Apartheid.
Schade, dieser Band ist trotz allem eine Enttäuschung.