Michela Marzano heißt eigentlich Maria, aber man nennt sie immer nur Michela. Das ist manchmal lästig, spielt aber sonst keine Rollte. Michelas (oder Marias) Vater hat ebenfalls einen unbekannten Vornamen, den allerdings erst an fünfter Stelle: Benito. Daon erfährt Michela erst spät im Erwachsenenalter - und ist einigermaßen schockiert. Nicht so sehr über ihren Vater, sondern sehr viel mehr über ihren Großvater, der den Namen ja ausgesucht hatte.

Mitten in der Corona-Zeit macht sich Michela auf, die Geschichte ihres Großvaters zu recherchieren. Wegen der Corona-Beschränkungen ist das kein einfaches Unterfangen, zusätzlich erschwert wird es dadurch, dass die Autorin in Paris wohnt.

Trotzdem bringt sie so einiges ans Tageslicht: Durch Archivrecherchen, durch Gespräche mit ihrem Vater, durch Funde im großelterlichen Keller und durch Erinnerungen an die eigene Kindheit. Es entfaltet sich eine kleine Familiengeschichte und noch mehr ein Psychogramm der Atorin selber; man erfährt auch über die vielen kleineren und größeren Verletzungen, die sie selber erfahren hat und die möglicherweise zu Marotten und Krankheiten im Erwachsenenalter geführt haben. Am Ende hat die Leser*in Probleme nicht so sehr mit dem faschistischen Großvater als vielmehr mit dem zwar irgendwie linken, aber gleichzeitig hochgradig autoritärem und kritikresistentem Vater.

Das alles klingt nach schwererer Kost, als es eigentlich ist. Es ist ein zwar gehaltvolles, aber dennoch kurzweilig zu lesender Einblick in eine italienische Familie und, ganz nebenbei, in die im Vergleich zu deutschen Verhältnissen noch speziellere italienische Art, sich der faschistischen Vergangenheit möglichst nur oberflächlich stellen zu wollen.