Besonders gerne lese ich ja Breyten Breytenbach – einer der wenigen (für die geringe Menge der SprecherInnen dann doch wieder erstaunnlich viele) ernst zu nehmenden Afrikaansen AutorInnen. In der Apartheidszeit auf der »richtigen Seite«, emigriert nach Frankreich, von dort sein Heimatland bereist (und gleich ein Buch geschrieben), anschließend gegen Programm und ausdrücklichen Willen des ANC eine whites-only Abteilung für den ANC gegründet, am Ende eines nicht-gar-so inkognito-Aufenthalts in Südafrika verhaftet und sieben Jahre als Terrorist im Gefängnis verbracht. Breytenbach ist schon ganz schön verrückt, und zwar nicht nur in seinen politischen Handlungen, sondern auch in seinem anarchisch-kreativen Umgang mit Sprache; sowohl Afrikaans als auch Englisch.

 

Natürlich hat er auch den Aufenthalt im Gefängnis in einem Buch verarbeitet, das aber unter besonderen Bedingungen entstand: Im Gefängnis durfte er tagsüber schreiben, abends wurde ihm das Tageswerk abgenommen und erst bei seiner Entlassung Jahre später wieder ausgehändigt. Auf diese Weise entstand natürlich kein monolitisches Blockwerk, sondern eine Sammlung kleinerer Geschichten und Erzählungen.

Breytenbach schreibt selbst, dass ihn das Schreiben davor bewahrt hat, in Gefangenschaft den Verstand zu verlieren. Und in der Tat unterscheidet sich Mouroir von allen anderen mir bekannten Breytenbachs. Das sonst so typische fröhliche Chaos mit der Lust auf unbekannte Wendungen, Sprünge und Spitzen sucht man vergebens. Die Geschichten sind sämtlich von tiefer Dunkelheit geprägt, surreal, unfassbar und vor allem unbegreiflich. Alles liest sich, als sei es eine sehr große und tiefe Allegorie, die ich allerdings nicht mal im Ansatz verstehe und von der ich vermute, dass es auch einfach nichts zu verstehen gibt. Es wirkt tatsächlich so, als habe Breytenbach alle seine Alpträume aufgeschrieben und der LeserIn aufgebürdet, um sich selber zu erleichtern.

Dies auch der Grund, warum das Buch nur eine eingeschränkte Empfehlung wert ist. Man erfährt fast nichts über sein Leben hinter Gittern oder seine Sicht der Situation in Südafrika. Die Lektüre ist schwer und oft frustrierend. Aber wer's mag, kann sich wunderschön an düstersten atmosphärischen Kleinodien erfreuen.