Bücher zur Digitalisierung des Lernens gibt es viele. Viele zeichnen sich aber durch eine weitestgehende, fast schon ideologische Ablehnung jedeweder Digitalisierung der Schule aus, z.B. Werke der Herren Lankau und Spitzer. Das sind übrigens trotzdem lesenswerte Bücher – auch wenn man die Argumente bzw. die einseitige Gewichtung der Argumente ablehnt, kann es nicht schaden, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Und wie jede*r weiß: Wenn man sich aufregt, ist man wenigstens voll bei der Sache.

Andere Werke sind mehr so Reklameschriften für ein bestimmtes Verständnis, womöglich gar für einen bestimmten Lieferanten von Digitalisierungslösungen. Hier hätte ich gerade keine Beispiele parat, solche Werke kaufe ich lieber erst gar nicht. Eine der jährlichen Beigaben zu den Friedrich-Zeitschriften fällt durch einen extrem hohen Anteil bezahlten Contents in diese Richtung aus. Was übrigens schade ist, weil gerade der Friedrich auch durch eine sehr gut gemachte religionspädagogische Zeitschrift und das gerade rundum renovierte und deutlich aufgewertet Heft On. Lernen in der Digitalen Welt (Früher: Computer und Unterricht) auffällt.

 

Es gibt auch ausgewogene Werke zum digitalen Lernen. Schule digital – wie geht das?, herausgegeben von Olaf-Axel Burow ist so ein Werk. In kühlem, sachlichen Ton wird dort verhandelt, dass die Digitalisierung unserer Lebenswelt ein fait accompli ist und dass die Schule, möchte sie den Anschluss an die Lebenswelt der Schüler*innen nicht verlieren, sich so oder so damit abfinden und sich anschließen muss. Es wird dargelegt, dass Digitalisierung viele Facetten hat, dass sie sich nicht unbedingt in der Verwendung digitaler Geräte der Schüler*innen äußern muss und dass sie selbstverständlich Grenzen kennen muss. Und, das ist so trivial, dass es inzwischen alle sagen: Dass pädagogische und didaktische Erwägungen immer Vorrang vor technischen Erwägungen haben müssen. Dieses Buch ist die Stimme der Vernunft.

Leider, auch das ist aus täglichem Leben und Politik sattsam bekannt, ist die Stimme der Vernunft häufig langweilig und dadurtch nicht besonders attraktiv. Das gilt leider auch für Schule digital. Herr Burow ist da noch mit am wenigsten getroffen, aber ein schönes Beispiel möchte ich euch nicht vorenthalten:

Wissenschaftstheoretisch wird eine etablierte striktere strukturelle, mithin sich selbst stabilisierende Kopplung der Wissenschaftsdisziplinen und -kulturen postuliert. Eine integrale Problemexposition und stärkere disziplinäre Interaktion konstituieren den autarken transdisziplinären Forschungskomplex inklusiv-digitale Pädagogik respektive Didaktik und substituieren ehemals heterogene Problemsektoren und schwache Wechselwirkungen der partizipierenden (Teil-)Disziplinen.

Ich habe lange über diese Perle deutscher Wissenschaftsprosa nachgedacht: Dem Postulat kann ich mich anschließen. Aber niemand muss so formulieren, auch nicht in wissenschaftlichen Texten. Und niemand möchte solche Texte lesen müssen.

Während also einige Beiträge in diesem Sammelband sprachlich sperrig sind, sind andere inhaltlich eher flau. Dass Digitalisierung mit Augenmaß zu erfolgen hat und immer das Ergebnis einer gut begründeten Abwägung sein muss, hätte man sich auch so denken können. Und sehr viel mehr tragen eine Reihe der Texte leider nicht bei. Recht schön ist da noch ein Beitrag zur Allemannenschule in Wutösching – die ist aber gefühlt in jedem Heft und Buch zum Thema prominent vertreten, das hat man dann also meist bereits anderswo gelesen.

Insgesamt leider gut gemeint, aber nicht so ganz gut geworden.