Zum Weihnachtsfest kursiert bekanntlich viel Halbwissen und viel zu Klischees: Das Konsumfest ohne Inhalt, der angeblich von Coca-Cola erfundene Weihnachtsmann oder die Identität mit heidnischen Lichtfesten.
Herrn Göttert kommt das Verdienst zu, die Fakten zur Geschichte, zum Inhalt und zur Wirkung des Weihnachtsfestes sehr gründlich und fachübergreifend zusammengetragen zu haben. Er beginnt mit einer kritischen Würdigung des biblischen Befunds, geht über zu kirchengeschichtlichen Untersuchungen der Fixierung von Datum und Inhalt des Weihnachtsfests sowie zu Vergleichen mit verwandten christlichen und heidnischen Festen und Fest-Praktiken. Breiten Raum nimmt die Kulturgeschichte des Festes ein, wobei die Unterscheidung zwischen evangelisch und katholisch einen vergleichsweise breiten Raum einnehmen, während die soziale Frage oder auch Ausführungen zu den orthodoxen Kirchen vergleichsweise unterbelichtet bleiben.
Göttert ist kein Theologe, sondern Germanist, und das merkt man in Details – in meinem Fall dann, wenn es um die Reformationsgeschichte geht. Einerseits ist das natürlich schade, zumal das Buch theologische Fragen in den Mittelpunkt stellt. Andererseits sind Theolog*innen sicher nicht das hauptsächliche Zielpublikum. Göttert bietet eine fundierte und breit aufgestellte Informationsschrift über Geschichte, Inhalt und Bedeutung des Weihnachtsfestes, die leicht zu lesen ist, ohne dabei in Oberflächlichkeiten oder Klischees steckenzubleiben. Angesichts dieses appetitlichen Gesamtpakets verzeiht man ihm die fehlenden Fußnoten und auch Ausrutschersätze wie den folgenden: »Umzüge sind gerade in der Schweiz eine Spezialität, wo Kuhglocken als bestens geeignete Lärminstrumente griffbereit zur Verfügung stehen.«