Der Schulmessen gibt es gar nicht so viele, eigentlich nur die didacta. Die tingelt wie ein Zirkus durch die ganze Republik, schlägt ihre Zelte mal hier, mal dort, und kommendes Jahr in Hannover auf. Damit ist ein Besuch für mich 2015 allerdings nicht sehr attraktiv, Hannover ist mir einfach zu weit weg.
Ersatzweise könnte man ja mal zur learntec fahren, die gerade ziemlich heftig beworben wird. Die Messe steht unter dem Motto "Die Zukunft des Lernens", und das ist ja ein vielversprechendes und wichtiges Thema, das außerdem recht hoch auf meiner persönlichen Agenda steht. Da ist es sicher nicht schlimm, dass die Learntec eigentlich eine Wirtschaftsmesse ist, in der "school@learntec" nicht im Zentrum steht, sondern nur ein vergleichsweise kleines "Forum" darstellt. Ausbildung und Fortbildung unterscheiden sich nicht so sehr, dass man nicht auch als Lehrer etwas von der Wirtschaft lernen könnte, und vielleicht gibt es ja auch so etwas wie eine Querbefruchtung.
Ganz anderes Thema: Außendarstellung der Messe. Die Farbgebung schwarz-gelb sagt mir zu, und das hat nichts mit Fußball, erst recht nicht mit Politik zu tun. Silber passt auch ganz gut dazu, und mit Frauenkörpern zu werben... gut: hat die didacta nicht nötig, aber die richtet sich ja auch nicht an die freie Wirtschaft.
Aber die Kombination blonde Frau in Silberfolie gepresst, dazu ein silberner Lippenstift und noch mehr Silberpelle um das blonde Haar... das assoziiere ich nicht mit Zukunft, sondern mit vergangen Vorstellungen von Zukunft. 60er-, bestenfalls 70erjahre. Raumschiff Orion, Star Trek (previous generation), vielleicht ein bisschen Star Wars. Frauen sind vor allem dekorative Sexobjekte, Arbeit, also die Rettung der Welt, ist Männersache. Dass Lt. Uhura als Farbige und Frau mehr als nur den Kochlöffel schwingen durfte, war für die 60er natürlich fortschrittlich. Dass sich ihr Einsatz auf die vergleichsweise sichere Brücke der Enterprise beschränkte und dass ihre Kleidung weniger praktisch als sexy war, ist zeittypisch – und zwar nicht für die Zukunft, selbst nicht mehr für die Gegenwart, sondern eben für die 50er und 60er.
Die Learntec will mit ihrer Silberpellfrau hoffentlich nichts über die Zukunft der Frauen aussagen. Möglicherweise und mit einem gewissen Recht versagt sie sich auch Prognosen über Soziale, didaktische und inhaltliche Aspekte zukünftigen Lernens. Und natürlich richtet sie sich – s. oben – nicht primär an Schulen. Trotzdem würde mich gerade dieser technische Aspekt sehr interessieren, die Schulträger sicher auch, damit nicht wieder unendlich viel Geld in didaktische Sackgassen wie die immer wieder gern angeführten Sprachlabore versenkt wird. Werden Schulen flächendeckend mit Smartboards ausgestattet sein? Werden PCs einzelarbeitsfähig, d.h. wird es Räume mit einem PC pro SchülerIn geben? Werden die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, um Arbeitsmaterialien digital im Netz zur Verfügung zu stellen? Werden Schulbücher nicht nur als pdf aufs Tablet übertragen, sondern wird es in Zukunft tatsächlich fürs Tablet entwickelte und vom Ministerium zugelassene digitale Schulbücher geben? Wie teuer wird das, und wie wird auf Dauer die Möglichkeit des Verleihens solcher digitalen Bücher gelöst? Werden die Schulen den SchülerInnen PCs, Laptops, Tablets, Smartphones (was eigentlich?) zur Verfügung stellen oder bringen SchülerInnen einfach ihre eigenen Geräte mit? Und falls Letzteres: wie unterschiedlich dürfen diese Geräte sein, wie wird die Frage möglichen Betrugs gelöst und wie wird sichergestellt, dass trotz unterschiedlicher und unterschiedlicher teurer Ausstattung der Kinder Chancengleichheit herrscht? Wird es android-, apple- und windows-Schulen geben? Und darf ich ausnahmsweise an eine Linuxschule?
Fragen über Fragen über Fragen, die ich möglicherweise auf der Learntec stellen könnte. Auch diese Messe ist aber für einen post-school-Trip deutlich zu weit entfernt. Eine Sache weiß ich aber schon jetzt: Silberwürste sind mit ziemlicher Sicherheit nicht die Zukunft des Lernens.