Was an dieser Stelle ruhig einmal gesagt werden darf: Ich bin ein ganz großer Fan der fachdidaktischen Zeitschriften aus dem Friedrich-Verlag. Dies gilt in besonderer Weise für den entwurf (Religion, in letzter Zeit leider abnehmende Qualität), in etwas geringerem Maße auch für den femdsprachlichen Unterricht Englisch (erfreulich: steigende Qualität). Nicht ganz so sehr gilt das für die vielen »Dreingaben«, die man als Abonnent bekommt. Einiges ist pure Werbung, anderes fast völlig Werbung, nur die BildungSpezial hat mir bislang noch zugesagt, obgleich auch sie einen hohen Anteil mehr oder weniger raffiniert getarnter Werbung enthält.
Die jüngste Ausgabe hat einiges zu meinem Lieblingsthema digitales Lernen zu sagen, was natürlich meine volle Aufmerksamkeit sichert. Ein Artikel zu Möbeln für »eine richtig gute Schule« interessierte mich ohnehin nicht so sehr, außerdem entdeckte ich gerade noch rechtzeitig den winzig kleinen Hinweis »Anzeige«. Fast wäre er mir nicht aufgefallen, entsprach doch das Layout genau dem des redaktionellen Teils. Gleiches galt auch für eine schon interessantere Rückschau auf die diesjährige didacta. Kein Hinweis auf Sponsoring, gleiches Layout wie bei »echten« Artikeln, aber als AutorInnenangabe »Deutsche Messe/mho«. Ein weiterer nicht-Inhalt, und eigentlich fast schon Grund genug, das Heft enttäuscht in die Ecke zu legen.
Allerdings gab es da ja noch den einen oder anderen unverdächtig scheinenden Beitrag, z.B. zu bring-your-own-device in Schulen. Kein Hinweis auf Werbung, eine »echte« Autorin (Anne Geier) und tatsächlich interessante und hilfreiche Informationen. Komisch nur, dass doch erstaunlich viele Firmennamen genannt werden. Besondere Vorzüge werden z.B. Apple- und Samsung-Geräten attestiert, die ihre Inhalte auch auf externen Monitoren anzeigen können. Dass dies ein Standardfeature ab Android 4.2 ist, bleibt ärgerlicherweise unerwähnt. Und dass gerade Samsung-Geräte in Tests an unserer Schule überhaupt nicht mit dem recht weit verbreiteten Miracast-Standard zurechtkamen, wird ebenfalls verschwiegen. Weiter geht es mit praktischen Tabletkoffern (»z.B. der Firma Parat«). Der Artikel endet mit dem Verweis auf den Rat von ExpertInnen »zum Beispiel … des auf Bildungseinrichtungen spezialisierten IT-Ausstatters REDNET«. Es folgt der Name der Autorin. Ein wenig misstrauisch geworden, außerdem in den Ferien mit viel freier Zeit gesegnet, google ich den Namen und finde heraus, dass BildungSpezial-Autorin Anne Geier vor allem Pressesprecherin von Rednet ist. Die erwähnten Firmen sind auf der Rednet-Website als »Partner« gelistet.
Ich bin ganz schön sauer auf den Friedrich Verlag. Natürlich hat mir der Artikel trotz seiner anrüchigen Herkunft interessante Erkenntnisse geliefert – aber ich wüsste eben ganz gerne, aus welcher Quelle so ein Artikel stammt. Dass manche Menschen dem Einsatz digitaler Medien in der Schule positiver als Andere gegenüberstehen, ist mir durchaus bekannt und damit kann ich auch leben. Aber von pädagogischen Zeitschriften eines eigentlich renommierten Verlages erwarte ich, dass alle AutorInnen Vor- und Nachteile der neuen Medien nach bestem Wissen und Gewissen abwägen und v.a. die Nachteile keinesfalls verschweigen, um so die LeserInnen in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen. Bei Frau Geier bin ich mir dessen nicht so sicher. Vor allem aber erwarte ich von einer sich ernst nehmenden Zeitschrift eine saubere Trennung von redaktionellem und werblichem Inhalt. BildungSpezial macht es mal so, mal so – aber zu häufig schlecht oder gar nicht.
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