Stephan Wahle macht es sich zur Aufgabe, das Weihnachtsfest mal so richtig gründlich zu beleuchten. Leider muss man sagen, dass dieses Unterfangen nicht so recht gelingt.
An falschen Intentionen oder an mangelndem Fleiß liegt das aber nicht. Wahle möchte einerseits einen historischen Querschnitt liefern, angefangen von sogar vorchristlicher Zeit und bis in die jüngste deutsche (NS- und DDR-) Geschichte. Er möchte andererseits auch sehr ins Detail gehen und bespricht einzelne wissenschaftliche Arbeiten.
Dass das alles nicht gleichzeitig auf rund 220 Seiten passen würde, hätte eigentlich vorher klar sein können. Wahle beschränkt sich auf wenige exemplarische Themen (meist: Epochen), die dann in einigem Detail besprochen werden. Das ist vielleicht gar nicht so eine schlechte Idee, aber selbst bei diesem Vorgehen kann der Autor keinen wirklichen Überblick über den jeweiligen Forschungsstand geben. Er zitiert i.d.R. ausgiebig, aber überwiegend aus nur einem Werk. Kontroverse Sichtweisen oder konkurrierende Deutungen kommen so höchstens am Rande vor, die Leser*in muss dem Autor einfach vertrauen, dass er die relevanten Werke zitiert.
Auch nicht so gut: Der Text schwankt ein bisschen zwischen Glaubenszeugnis oder gar -bekenntnis und wissenschaftlicher Arbeit. Das macht die Deutung des Textes schwierig. Es lässt auch Zweifel an der Sinnhaftigkeit länglicher Passagen zu wissenschaftlichen Deutungen aufkommen, wenn diese anschließend gar nicht weiter aufgegriffen werden.
Wahle hat sicher einen großen Vorrat an Kenntnis und Deutung zur Geschichte des Weihnachtsfests zusammengetragen. Es fehlt aber so erwas wie ein roter Faden, eine Position oder wenigstens eine Leitfrage, an der sich Text, Autor und Leser*in entlanghangeln könnten. So, wie es jetzt ist, bietet das Buch zu viele Informationen ohne erkennbare Relevanz.