Alphonse ist Maler und renoviert in der belgischen Provinz Küchen, Wohnzimmer und Gästezimmer von mehr oder weniger skurrilen Kund*innen. Er ist eindeutig die Hauptfigur in Annelies Verbekes Roman, allerdings gibt es so gut wie keine ernsthafte Handlung, in der er aktiv wäre. Klar, er geht seiner Arbeit nach, er verbringt Zeit mit seiner Freundin oder Freunden und manchmal geht er auch essen. Aber das alles ist eigentlich nicht der Rede wert. Trotz seiner Passivität steht er in der Tat im Zentrum der Handlung(en), nur dass es eben die Handlungen anderer sind. Alphonse ist gut im Zuhören und Beobachten, und so nimmt die Leser*in - vermittelt durch Alphonse - an einer ganzen Reihe kleiner und etwas größerer Dramen vornehmlich unter und um Alphonses Kundschaft teil.

 

Der Titel Dertig Dagen gibt die Gliederung vor, und zwar als ein Countdown. Was am letzten Tag passiert? Das wird die Tränen in die Augen treiben. Es wird aber hier nicht verraten. Es ist ein read-bait.

Ein sehr langsamer Roman, den man mit viel Muße lesen muss. Ein Roman, der etwas für Beobachter*innen ist. Und schließlich: Ein Roman, den man immer wieder neu lesen kann, und man wird immer wieder neue Details entdecken.
Eine eindeutige Empfehlung für alle, die ein bisschen Zeit zum Lesen haben.