Maarten 't Hart schreibt einen historischen Roman über das Goldene Zeitalter der Niederlande. Die Idee, dass man durch historische Filme oder Romane etwas über die Vergangenheit lernen kann, halte ich ja für schwer überbewertet. Der Psalmenoproer ist ein typischer 't Hart: es passiert recht wenig, und das, was andere Figuren aufregt, zieht an den Hauptpersonen ruhig vorbei, ohne dass größere Unruhe oder gar Aufregung ausbricht.

Seine Protagonist*innen sind eher nicht von heißblütiger Art. Das liest sich angenehm und beruhigend, es bietet auch Raum für einen feinen Humor, den 't Hart in gepflegter Weise zu nutzen weiß. Über das 17. Jahrhundert lernen wir dadurch aber nicht besonders viel – es darf vermutet werden, dass auch damals Menschen unterschiedlichen Temperaments existierten und die Niederlande bevölkerten.

In der Tat handelt der Roman von Aufruhr und Aufstand, das versrpricht ja schon der Titel. Es spielt auch ein recht aufrührerischer Charakter mit, Gilles, der uneheliche Sohn des Protagonisten Roemer. Der Aufruhr um das langsame oder schnellere Singen der Psalmen in der örtlichen Kirche ist offenbar tatsächlich historisch belegt. Insofert lernen wir durch die Lektüre des Romans tatsächlich etwas über die Geschichte von 't Harts Geburtsort Maassluis, allerdings dreht sich dieses Wissen über eine so abseitige Verirrung der Massluiser Geschichte, dass man es eigentlich auch komplett ignorieren könnte. Und Bedeutung und Konsequenzlosigkeit des Streits stehen in einem so absurden Kontrast zu Gewalttätigkeit und Aufgeregtheit, dass sie diese quasi in sich selbst aufheben.

Eine schöne Lektüre, aber nichts für Interessierte an der niederländischen Geschichte.