DAS ist das Buch, das ich bereits als Jugendlicher gelesen habe, als ich eigentlich nach Gödel, Escher Bach von Douglas Hofstadter suchte. Der hier besprochene Band ist aber nicht Primärliteratur, sondern eine Sammlung von Texten, an denen Hofstadter und sein Co-Autor Dennett ihre Thesen verdeutlichen – sei es durch Übernahme von Thesen aus Dritttexten, sei es durch Abgrenzung und Wiederlegung. Jeder der abgedruckten Texte wird durch »Reflexionen« ergänzt, die ihn in das Denksystem Hofstadters einordnen.

Hofstadters These ist bekanntlich, dass Intelligenz eine Frage der »Verdrahtung«, also der »Software« im Gegensatz zur »Hardware« ist. Im Anschluss folgerte er bereits in den 1970er Jahren, dass künstliche Intelligenz auf herkömmlichen PCs umsetzbar sei, wenn die PCs und Programme nur hinreichend leistungsfähig und komplex seien. Für die 70er war das eine recht kühne und umstrittene These, aus heutiger Sicht spricht vieles dafür, dass er Recht hat. Heutige »künstliche Intelligenzen« laufen in der Tat auf ganz gewöhnlichen, wenn auch besonders leistungsstarken, PCs.

Streit gibt es allerdings über die Frage, was Intelligenz eigentlich ausmacht und wie man sie ggf. nachweisen könnte. Üblicherweise, und auch von Hofstadter, wird hierfür der Turing-Test herangezogen. Er beruht im Wesentlichen auf der Idee, dass Intelligenz dann vorliegt, wenn Menschen eine Maschine (bzw. ein Programm) nicht von anderen Menschen unterscheiden können. Es gibt allerdings in jüngster Zeit Zweifel, ob dies wirklich ein gültiger Nachweis echter Intelligenz und, implizit immer mitgedacht, echten Bewusstseins sein kann. Nach einem Streitfall bei Google wird die Fähigkeit, Menschen hinters Licht zu führen, eher nicht mehr als Nachweis von Intelligenz gewertet. Künstliche Intelligenzen arbeiten heute i.d.R. mit statistischen Methoden, die auf einem unüberschaubaren Korpus menschlicher Äußerungen beruhen. Diese Korpora lassen sich aus dem Internet mit Leichtigkeit erstellen. Eine hiermit arbeitende Intelligenz ist aber nicht wirklich kreativ. Sie schafft keine neuen Aussagen oder Texte, sondern selektiert und re-arrangiert nur nach veränderlichen Regeln das, was am wahrscheinlichsten von echten Menschen gesagt würde.

Wie aber ließe sich Intelligenz und Bewusstsein nachweisen? Das ist eine der zentralen Fragen, auf die natürlich auch die von Hofstadter/Dennett ausgewählten Texte letztlich keine Antwort, aber immerhin produktive Denkanstöße liefern können.

Anders als ich es in Erinnerung hatte, sind leider weder die Texte noch die »Reflexionen« leicht zu lesen. Sie sind im Gegenteil eher zäh und auch von sehr unterschiedlicher literarischer Qualität. Das Buch nach 35 Jahren noch einmal neu zu lesen, hat seinen Reiz. Aber jetzt erstmalig lesen oder kaufen würde ich es vermutlich nicht.