Ein eigentlich völlig uninteressanter Artikel in der FRAZ zum Thema WhatsApp appct. – Uninteressant, nicht weil die Frage uninteressant wäre, sondern weil der Artikel keine relevanten Antworten liefert.
Schade, denn das große Digital-Dilemma der Schulen ist nach wie vor ungelöst und vielleicht auch unlösbar: Einerseits gehören Digitale Medien heute zum Alltag dazu, zur zukünftigen Studien- und Berufswelt sowieso. Sie aus der Schule zu verbannen, wäre also wirklichkeitsfremd und rückwärtsgewandt. Andererseits schrammen die tatsächlich genutzten digitalen Medien angesichts des massenhaften Sammelns und Auswertens privater Daten schon im privaten Umfeld haarscharf an der Illegalität vorbei; im schulischen Kontext verbieten sie sich von selbst oder, wenn das nicht reicht, durch das Datenschutzgesetz.
Was sicher nottut, ist eine Aufklärung der Schüler*innen über Rechte und Pflichten und Gefahren im Umgang mit Digitalen Medien. Medienscouts, die helfen, das Problem des Cybermobbing in den Griff zu bekommen. Durch Stärkung von Empathie, aber auch durch Aufklärung, um weniger Angriffsfläche zu bieten. Lehrer*innen, die Schüler*innen und Eltern erklären, dass und warum Facebook, WhatsApp, etc. für unter 16jährige tabu sind – und was man bedenken sollte, wenn man sich über dieses Tabu einfach hinwegsetzt.
Das alles ist aber nur Reden über Digitale Medien, nicht Arbeit mit ihnen. Ńatürlich wird bei Hausaufgaben und Facharbeiten gegoogelt, was das Zeug hält. – Aber ohne kritische Begleitung, ohne Kenntnis konkreter Kriterien, welche Websites und Inhalte glaubwürdig sind und welche eher nicht, und wie genau man das erkennt, ist es vielleicht zwar mit Medien, aber eben kein Arbeiten.
Und genau hier liegt das Problem: Anders als Schreibmaschine (Arbeitsgerät) und Fernseher (Unterhaltungsmedium) ist der Computer/das Handy/das Tablet eine fatale Mischung aus Arbeitsgerät und Unterhaltungsmedium Und es wird überwiegend zur Unterhaltung, nur nebenher auch zum Arbeiten eingesetzt. Das betrifft nicht nur Schüler*innen, sondern auch Eltern und sowieso Lehrer*innen, die zwischen dem Entwurf zweier Arbetisblätter mal eben ne Runde Solitär spielen oder, bei der Korrektur einer Klausur, schnell Fakten im Internet prüfen (mit kritischem Verstand, versteht sich) und danach bei Kätzchenvideos und Ähnlichem hängenbleiben (etwas weniger kritisch).
Wie will man erwarten, dass durch die Einführung eines de-facto Unterhaltungsmediums im Unterricht ernsthafte Arbeit geschieht? Und nein, auch das Unterhaltungsmedium Film mag eine gelegentlich angemessene Entlastungs- oder Belohnungsfunktion haben – Unterricht ist es sicher nicht. Dies ist keine rhetorische Frage, die bloß die demonstrieren soll, dass es keine Antwort gibt, dass Handy etc. im Unterricht nichts verloren hätten. Es ist eine ernst gemeinte Frage. Und ich bin überzeugt, dass es eine Antwort geben kann – die ist wahrscheinlich kompliziert und macht Arbeit und Mühe und muss sich auch irgendwie in Lehrplänen und Curricula wiederspiegeln, im Unterricht sowieso. Die Antwort kann jedenfalls nicht in ad-hoc-Maßnahmen und theoretischen Rechtfertigungen bestehen, sondern sie muss konkret ausfallen.
Schade, dass so wenig Mühe in die Entwicklung dieser Antwort gesteckt wird, wo so viele Menschen schon mal am zweiten Schritt arbeiten und die flächendeckende Einführung digitaler Medien betreiben.